Unser Nachwuchsleiter Michael Pütz über Wünsche an den DFB-Bundestag am 11.03.2022 und das künftige DFB-Präsidium Am 11.03.2022 wird in Bonn der neue DFB-Präsident gewählt.
Nachdem sich unser Dachverband, um es nicht zu drastisch zu formulieren in seinem Handeln und in seiner Außendarstellung zuletzt „nicht mit Ruhm bekleckert hat“, wünschen wir uns alle ein Präsidium, dass wieder näher an die Basis rückt und den Fußball in den Mittelpunkt stellt.
Viele Vorschläge und auch bereits getroffene Entscheidungen zu Reformen im deutschen Fußball sind meiner Meinung nach völlig an der Basis und der Realität vorbeigetroffen worden.
Wenn man in den Medien stöbert, stellt man sehr schnell fest, dass ich mit dieser Ansicht nicht alleine dastehe.
Nehmen wir das Thema „DFB-Reformen im Nachwuchsfußball“, hier insbesondere den Vorschlag von Oliver Bierhoff und Co., die Juniorenbundesligen abzuschaffen und durch Spielrunden zu ersetzen, an denen ausschließlich Nachwuchsleistungszentren teilnehmen dürfen.Begründet wird dies damit, dass die angehenden Profis (immerhin 1 % der Spieler aus den A-Junioren Bundesligen schaffen es in den gutbezahlten Fußball) in Spielen gegen die A-und B-Junioren der Nicht-NLZ’s nicht ausreichend gefordert und gefördert werden können.Dem widerspricht selbst die Trainer-Ikone der U19 des FC Schalke 04, Norbert Elgert vehement (siehe hierzu https://www.reviersport.de/…/a548970—u19-ligareform…).
In die gleiche Kerbe schlägt auch Oliver Ruhnert, Geschäftsführer beim Bundesligisten 1. FC Union Berlin (siehe hierzu https://www.heimatsport.de/…/3879408_Kritik-an…), der das Spielen um die „goldene Kokosnuss“ eher als kontraproduktiv erachtet.Da hilft es auch nicht, das schlechte Abschneiden der deutschen Teilnehmer in der European Youth League ins Feld zu führen. Wenn man sich das genauer betrachtet, sind dort nämlich mit Ausnahme der U19 von Borussia Dortmund, die im Übrigen im Achtelfinale des Wettbewerbs steht, ausschließlich Teams angetreten, die aktuell selbst in ihrer Bundesligagruppe nur Mittelmaß sind (RB Leipzig – Platz 5, Bayern München – Platz 8, VfL Wolfsburg – Platz 10).
Dies ist aber in den meisten Fällen nicht der fehlenden Spielerqualität geschuldet, sondern vielmehr der Tatsache, dass besonders talentierte U18- und U19-Spieler bereits in die U21/U23 oder sogar in den Profikader befördert wurden, und somit den A-Junioren in den Youth League Partien gar nicht zur Verfügung standen.
Wenn der deutsche Nachwuchsfußball an etwas krankt, dann an der Tatsache, dass die Profivereine aus oftmals kommerziellen Interessen vermehrt 16-jährige Spieler aus aller Welt verpflichten, die deutschen Talenten die „Ausbildungsplätze“ in NLZ’s wegnehmen.
NLZ‘s, die es mit ihren hauptamtlichen Trainern und vermeintlich professionellen Strukturen nicht schaffen, im A- und B-Juniorenbereich sportlich besser aufgestellt zu sein als Vereine wie der FC Hennef 05, die SG Unterrath oder der Eimsbütteler TV, sollten sich aus meiner Sicht erst einmal selbst hinterfragen, bevor sie über die Hintertür „DFB-Nachwuchsreform“ Amateurvereine aus den Jugendbundesligen verdrängen, die ganz offensichtlich mit Teilzeitkräften und viel Herzblut unter oftmals schwierigen Bedingungen einen besseren Job machen.Gleiches gilt auch für die Reformen in der Trainerausbildung. Vielen jungen und talentierten Trainern wird der Weg in den höherklassigen Fußball durch die Reform verbaut.
Ein guter Fußballer muss nicht zwingend nach seiner aktiven Karriere auch ein guter Trainer werden. Beispiele gibt es genug.
Andersherum kann aber ein mittelmäßiger Fußballer zu einem Top-Trainer reifen. Auch hierfür gibt es jede Menge Referenzen.Durch die neuen Zulassungsbedingungen werden Trainertalente gnadenlos ausgebremst. Die Lehrgangsgebühren sind für viele, vor allem jüngere Trainer, kaum zu stemmen.
Will der DFB künftig nur noch einer „Elite“ den Zugang zu höheren Lizenzen ermöglichen? Welchen Sinn soll das haben? Wir benötigen gutausgebildete Trainer in der Breite und an der Basis!!! Teilweise geht es sogar so weit, dass Arbeitsplätze und berufliche Perspektiven und/oder Existenzen vernichtet werden.
Auch unser ehemaliger U19-Trainer Lukas Pfeiffer ist hiervon möglicherweise betroffen.
Er ist seit Sommer 2020 Trainer der 1. Mannschaft des VfB Lübeck (Regionalliga Nord) und agiert dort sehr erfolgreich.
Nun fehlt ihm die A-Lizenz und somit die Legitimierung für diese Spielklasse (siehe hierzu auch https://www.sportbuzzer.de/…/dfb-drangt-vfb-lubecks…/).
Lieber DFB, ich gehe sämtliche Reformen im Kinderfußball mit, die darin münden, dass alle kleinen Nachwuchskicker viel Spielzeit und viele Ballkontakte bekommen und ohne Ergebnisdruck Spaß an unserem schönen Sport haben.
Lasst aber die Türen offen für alle, die sich aus- und weiterbilden wollen.
Beschränkt die Anzahl ausländischer Spieler in den NLZ’s zugunsten unserer deutschen Talente und lasst ambitionierten Amateurvereinen die Vision, sich mit den besten Juniorenteams Deutschlands in starken Jugendbundesligen zu messen.
Deutschland hat viele Talente … sowohl am Ball, wie auch an der Taktiktafel … Ihr müsst sie nur lassen.
Vielen Dank – Michael Pütz – Nachwuchsleiter FC Hennef 05