“Wir wollen uns ständig weiterentwickeln”

Martin Jedrusiak-Jung leitet seit 2011 die Nachwuchsabteilung, ist seit 2012 außerdem Trainer der U17 und überwintert mit unserer zweit-ältesten Jugendmannschaft aktuell auf dem ersten Tabellenplatz der B-Jugend Mittelrheinliga. Wir trafen ihn folgerichtig gut gelaunt zum Interview.

Martin, 26 Spiele, 24 Siege, 2 Niederlagen, 97:13 Tore und 72 Punkte. Das ist die Bilanz der U17 im Kalenderjahr 2014. Beeindruckend, oder?
Keine Frage, das ist herausragend und zeigt, wieviel Qualität in den Jugendmannschaften des FC Hennef 05 steckt, da diese Ergebnisse von zwei unterschiedlichen Jahrgängen erspielt worden sind. Wir haben sicherlich im Sommer eine gute Saison als Dritter abgeschlossen allerdings haben zwei Punkte zu einem möglichen Aufstieg gefehlt. Diese Saison gilt es die Hinrundenergebnisse zu bestätigen und trotzdem die positive Entwicklung der Spieler nicht aus den Augen zu verlieren.
Sechs Punkte beträgt der Vorsprung auf Alemannia Aachen. Das sieht doch gut aus..
Da gefällt mir das Zitat von Uli Hoeneß ganz gut: „Der Weihnachtsmann ist kein Osterhase!“ Es ist also noch nichts erreicht. Trotzdem haben wir uns eine gute Ausgangssituation erarbeitet und stehen verdient an der Tabellenspitze. Dabei stimmt mich vor allem positiv, dass wir während der Hinrunde unser Spiel umgestellt haben und die Mannschaft die neue Spielidee sehr gut interpretiert. Die Rückrunde beginnt aber direkt mit einem schweren Spiel gegen den Tabellendritten Fortuna Köln und überhaupt hat ja die letzte Saison gezeigt, dass man auch gegen die vermeintlich schwächeren Mannschaften voll da sein muss. Letzte Saison haben wir zwar zwei Mal Viktoria Köln geschlagen, aber unter anderem beim Tabellenletzten in Dürwiß nur 1:1 gespielt. Das bestätigt uns in der Herangehensweise, dass wir wir immer von Spiel zu Spiel denken und jede neue Herausforderung mit dem nötigen Respekt angehen.
Wäre ein Aufstieg in die Bundesliga gerade deshalb so wichtig, weil es in den letzten beiden Jahren so knapp nicht geklappt hat?
Nein. Man muss, vor allem im Jugendbereich aufgrund der wechselnden Jahrgänge, jede Saison den Zähler auf Null stellen und sich darüber im Klaren sein, dass Erfolg nie zu 100% planbar ist. Gerade deswegen ist es aber unser Bestreben, Saison für Saison ein Optimum zu erreichen. Letztendlich kann nur einer aufsteigen und man muss realistisch genug sein zu sehen, dass Vereine wie Alemannia Aachen oder Viktoria Köln andere Möglichkeiten haben und uns nominell einen Schritt voraus sind, oder sein müssten. Ein Aufstieg in die Junioren-Bundesliga, oder auch in die C-Jugend Regionalliga ist daher keine Selbstverständlichkeit, sondern das Ergebnis harter Arbeit bei der Nuancen entscheiden können.

“Wir haben alle den Anspruch in den nächsten Jahren so häufig wie möglich in den höchsten Ligen vertreten zu sein.”

Trotzdem sollte man natürlich wissen, dass sich Erfolg im Nachwuchsfußball nicht nur an Aufstiegen und Meisterschaften messen lässt.
In der A-Jugend war man in den letzten Jahren weit von diesem Ziel entfernt. Wie beurteilst du die aktuelle Situation in der A-Jugend?
Unsere U19 steht in einer ausgeglichenen Mittelrheinliga auf dem fünften Platz, mit fünf Punkten Vorsprung auf einen Relegationsrang. Damit liegen wir voll im Soll auch wenn zuletzt ein paar Punkte liegen gelassen worden sind. Man darf aber nicht vergessen, dass wir 2011 noch in der Sondergruppe waren. Niemand im Verein wird sich jetzt hinstellen und hier den Bundesligaaufstieg einfordern. Wenn unsere Mannschaft in der Rückrunde noch etwas an Konstanz gewinnt, bin ich sicher, dass wir die direkte Qualifikation für die nächstjährige Mittelrheinliga schon vorzeitig klar machen können und noch einige sehr gute Spiele des Jahrgangs 96/97 sehen werden.
Im Sommer kommen einige Spieler des älteren Jahrgangs aus der U19 raus. Sehen wir die Jungs weiter im Trikot des FC Hennef 05?
Das muss zumindest das Ziel sein. Nicht jedem Jugendspieler wird dabei direkt der Sprung in die Erste Mannschaft gelingen, aber genau deshalb haben wir ja eine U23. Der Übergang Junioren zu Senioren soll dabei so schnell wie mögliche gelingen, denn letztendlich sind die Jahre in der Jugend „nur“ Ausbildungsjahre, um im Seniorenbereich das komplette Potential entfalten zu können.

“Das Ziel der U23 müsste es sein mit einem Aufstieg in die Landesliga und mit verbesserten ökonomischen Rahmenbedingung die Lücke zur Regionalligamannschaft zu schließen.”

Perspektivisch muss es einen attraktiveren Übergang zwischen Nachwuchs, U23 und der Erste Mannschaft geben. Davon profitieren letztendlich alle.
In wie fern profitiert die Nachwuchsarbeit vom Erfolg der Ersten Mannschaft?
Ist doch klar, dass der Erfolg der Ersten Mannschaft für alle ein Gewinn ist. Alleine aus sportlicher Sicht ist der Erfolg und die damit verbundene positive Reputation für den Verein und die Stadt Hennef bisher einmalig. Es gibt beim DFB über 25.000 Fußballvereine, mit knapp sieben Millionen organisierten Mitgliedern. Wie viele können behaupten, „wir können Regionalliga“, und das nicht nur sportlich sondern vor allem auch organisatorisch? Wenn man sich anschaut, dass bei jedem Heimspiel Spieler, Eltern, Trainer und Verantwortliche der Jugendabteilung die Erste Mannschaft unterstützen und sich mit dem Verein identifizieren, dann ist das aktuell das, was diesen Verein mit unter ausmacht. Kurzfristig ist es in erster Linie die U17 und U19, die ihren sportlichen Nutzen aus dem Erfolg der Ersten Mannschaft ziehen. Durch eine enge Zusammenarbeit der sportlichen Leitung Senioren – Junioren, und dem daraus resultierenden Austausch über die entsprechenden Talente, können wir den Jungs eine gute Perspektive im Seniorenbereich aufzeigen.
Die tolle Platzanlage ist das Kapital des Vereins. Da haben wir in Hennef gegenüber vielen anderen auch größeren Vereinen einen riesen Vorteil.
Genau. Mit dem Regionalligaaufstieg wurde noch mal in unsere Anlage investiert, davon profitieren Senioren und Nachwuchs gleichermaßen. Die Anlage ist in der Region einfach einzigartig. Aber trotzdem arbeiten wir was die Auslastung anbelangt am Anschlag. Man wird sicherlich in Zukunft nicht noch irgendwo einen zusätzlichen Platz hinbauen, deshalb müssen wir uns alle im Verein überlegen, wie wir die vorhandenen Ressourcen noch besser nutzen können.
Wo siehst du außerdem noch Entwicklungspotential?
Das eigentlich attraktive am FC Hennef 05 und seiner Nachwuchsarbeit ist das Potenzial. Bei uns bewegt sich was, wir möchten uns ständig weiterentwickeln. Im Mittelpunkt wird dabei weiterhin die Akquise und Fortbildung von Trainern und weiteren Mitarbeitern stehen, die für mich, neben den Mitgliedern, die wichtigsten Multiplikatoren unseres Vereins darstellen. Das ist das absolut kostbarste für einen Verein, der im Wesentlichen auf ehrenamtliche Mitarbeit angewiesen ist. Dass wir noch viel Potenzial haben heißt übrigens nicht, dass wir aktuell unzufrieden sind. In den letzten Jahren wurde viel erreicht.
Im Bereich der Trainer und Mitarbeiter hat sich viel geändert in den letzten Jahren.
Ja, das stimmt. Letztendlich haben seit der Fusion 2005 sehr viele engagierte Menschen zur positiven Entwicklung beigetragen und sich um den Verein verdient gemacht. Nicht immer ist aber ein Personalwechsel von uns gewollt, man darf schließlich nicht vergessen, dass der FC Hennef 05 für unsere Trainer und Mitarbeiter in der Freizeit stattfindet. Da gehen der Beruf oder natürlich auch die Familie vor. Hinzu kommt, dass durch die wachsenden Anforderungen und Ansprüche jedes einzelnen wir in vieler Hinsicht attraktiver geworden sind. Das bringt sicherlich Möglichkeiten mit sich, birgt selbstverständlich aber auch Gefahren, die es in Bezug auf Entwicklung immer wieder abzuwägen gilt. Es ist uns aber gelungen sehr kompetente Leute mit neuen Impulsen und tollen Ideen zu gewinnen, die uns nicht nur fachlich weiterbringen, sondern auch menschlich sehr gut zu uns passen. Es macht einfach Spaß nachmittags nach Hennef zu kommen und sich vor dem Training noch mit Trainerkollegen auszutauschen.
Was zeichnet die Nachwuchsarbeit beim FC Hennef 05 noch besonders aus?
Wir sehen uns neben dem traditionellen Vereinsleben auch als Dienstleister. Altersgerechte und moderne Ausbildung durch qualifizierte Trainer sind nicht nur eine schriftlich fixierte Ausbildungsphilosophie, sondern praktizierte Inhalte. Schon im Fußballkindergarten und Bambinibereich möchten wir vielseitig erziehen. Um in diesem wichtigen Bereich, bei dem es darum geht den Kindern den Spaß am Sport näher zu bringen, qualitativ auf einem sehr hohen Niveau zu arbeiten,  setzen wir besonders dort qualifizierte Trainer ein. Dass wir schon in diesen Altersklassen bis zur D-Jugend große Bemühungen in eine planvolle und altersgerechte Ausbildung der Kinder investieren ist genau das, was uns möglicherweise von anderen leistungsorientiert ausgerichteten Amateurvereinen unterscheidet.

“Wir erfinden das Rad nicht neu, sind aber davon überzeugt, dass man die Basis im Fußballsport logischerweise in den unteren Altersklassen legt.”

Ich habe dabei sehr großen Respekt vor allen Trainern, die in diesem Bereich hervorragende Arbeit leisten. Nur so kann man nachhaltig arbeiten und kann jahrgangsübergreifend ab der C-Jugend aufwärts von einer kontinuierlichen Arbeit profitieren. Wir können beispielsweise in der U17 nur deshalb zum dritten Mal in Folge um den Bundesligaaufstieg mitspielen, weil jedes Jahr aufs Neue aus der U16 und U15 absolut topausgebildete Spieler hochkommen, die teilweise schon seit der E- oder F-Jugend bei uns sind und so das Gerüst der neuen Mannschaft bilden können.
Viele Vereine in der Nachbarschaft sehen genau das aber negativ, weil wir teilweise schon sehr früh ihre besten Spieler nach Hennef holen wollen. Was antwortest du denen?
Ein Stück weit kann ich das verstehen! Wer verliert schon gerne seine talentiertesten Spieler? Allerdings muss man auch ganz klar sagen, dass es bei einem Wechsel um die freie Entscheidung der Kinder und Eltern geht, die abschätzen müssen wer welche Leistungen anbietet und ob der Aufwand, z.B. die Fahrzeit, im Verhältnis zum Nutzen steht. Im Schnitt haben wir bessere Möglichkeiten zur Förderung der Kinder, das ist einfach fakt. Ich schätze aber auch die Arbeit aller Vereine in der Umgebung, weil ich genau weiß welche Anstrengung unternommen werden, um den Kindern und Jugendlichen eine funktionierende Jugendabteilung zu gewährleisten. Was außerdem häufig übersehen wird, ist, dass wir unsererseits auch ein Ausbildungsverein sind. Jeden Sommer verlieren wir unsere besten Spieler. Vorletzte Saison haben uns alleine im Bereich bis zur U15, zwölf Spieler zu den Bundesligavereinen verlassen, letzten Sommer waren es zehn. Diese Tatsache ist es aber auch letztendlich, die uns antreibt uns weiterzuentwickeln, weil wir das den Talenten schuldig sind die weiter bei uns spielen und uns ihr Vertrauen schenken.
Gefährdet das nicht die eigenen Ziele?
Der FC Hennef 05 ist ja keine Insel. Das ist die Realität, mit der wir uns selbstverständlich beschäftigen. Wir müssen anerkennen, dass ab einer bestimmten Altersklasse, Vereine, wie der 1. FC Köln oder Bayer Leverkusen noch bessere Möglichkeiten haben als wir. Das ist aber auch absolut in Ordnung. Ich freue mich über jeden Jugendlichen der den Sprung schafft und später sein Hobby zum Beruf machen kann oder sich „zumindest“ durch eine sehr gute sportliche Förderung etwas zur Ausbildung oder zum Studium dazu verdienen kann. Es ist im Leistungssport nur natürlich, dass man persönlich das Beste für sich erreichen möchte.

“In dem Zusammenhang sehen wir das Interesse der Bundesligisten an unseren Spielern als eine Auszeichnung für unsere Arbeit.”

Bezugnehmend auf die eigenen Ziele sehe ich einzelne Abgänge nicht als Gefahr für den sportlichen Erfolg, denn neben einer guten Ausbildung gehört gutes Scouting zum Fußball dazu. In diesem Bereich haben wir uns in der jüngsten Vergangenheit verbessert und sehen uns für die Zukunft gut aufgestellt.
An was erinnerst du dich aus dem zurückliegenden Jahr besonders gerne und was wünschst du dir für 2015?
Als Trainer sind mir da natürlich viele gute Spiele mit meiner U17 präsent. Als Nachwuchsleiter denke ich an die vielen guten Ergebnisse und gemeinsamen Unternehmungen unserer Mannschaften. Das beginnt bei der Bezirksligameisterschaft und dem Aufstieg der U19 und geht bis runter zu den unteren Mannschaften. Bei uns gibt es so viele Trainer und Mitarbeiter, die auch in 2014 wieder Woche für Woche bewiesen haben, dass sie sich voll mit dem FC Hennef identifizieren. Es macht mich stolz ein Teil des Ganzen zu sein. Sportlich wünsche ich mir für 2015 mit der U17 eine bessere Rückrunde als Hinrunde zu spielen (grinst). Unserer U19 sollte der direkte Klassenerhalt gelingen, da bin ich mir sicher. Natürlich haben wir auch in den anderen Altersklassen ambitionierte Ziele, die sich aber vor allem in erster Linie auf eine sehr gute Ausbildung fokussieren. Wir wollen uns außerdem strukturell weiter verbessern und uns personell in der organisatorischen Leitung und der Trainerschaft verstärken.

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